UNSERE GÄSTE
Sepp Schellhorn
… welche Relevanz hat für Sie die österreichische Landwirtschaft und wie wichtig ist die Landwirtschaft für die österreichische Gastronomie?
Die Relevanz der österreichischen Landwirtschaft sehe ich als sehr wichtig.
Schon 1994 war meine Diplomarbeit - mit dem Titel „Der Wirt am Land, das Land als Wirt“ - in diesem Zusammenhang ging es vor allem um kleine, regionale Kreise, um die Vernetzung von Erzeugern und Gastronomen, um einen gemeinsamen Weg. Sie ist daher sehr wichtig, weil es auch eine nicht veränderbare Situation darstellt. Unser gemeinsamer Arbeits- und Erwerbsraum ist auch unser gemeinsamer Lebensraum.
… was erzählen Sie gerne über Ihre Herkunft, und was würden Sie gerne über Ihre Zukunft erzählen?
Meine Herkunft ist ein Generationenbetrieb, der bereits jetzt in der 6. Generation geführt wird. Über meine Zukunft kann ich nicht nachdenken, weil ich zu sehr im Jetzt und im Gestalten lebe.
… was bedeutet für Sie das Wort Nachhaltigkeit in der Politik?
Nachhaltigkeit in der Politik bedeutet, in Dekaden und nicht in Wahlkämpfen zu denken - Generationengerechtigkeit ist so ein Thema zum Beispiel.
…welchen Einfluss auf die Gesundheit sehen Sie in der Kunst
des „selber Kochens“
Es fängt nicht beim Kochen an, es fängt beim Säen an. Wenn ich Lebensmittel selbst hoch ziehe, werde ich schon in der Verarbeitung anders damit umgehen. Mein Konzept für gesundes Kinder- und Schulessen wurde bereits schon in einigen Gemeinden umgesetzt. Es fängt bei den Kindern an, damit sie die Wertschätzung für das Lebensmittel entwickeln. Täglich gesund und regional für Kinder zu kochen bringt mit sich, dass Kinder auch zu Hause ihren Einfluss auf den Kühlschrank ausüben. Kochen ist die Urform von Kultur und Auseinandersetzung …
Die Ackerschwestern
AckerSchwestern? Wer sind diese "Schwestern" eigentlich? Vier Frauen, alle mit dem Gedanken vereint, Demokratie und Landwirtschaft zu stärken! Konkret besteht das Team aus einer Oberpfälzerin (Cham), zwei Frauen aus Schwaben (Neu-Ulm) und einer Oberbayerin aus dem Landkreis Dachau. Gemeinsam realisieren sie zwei Projekte: ParteiSieb & Landwirtschaft.Erklärt
Die Ackerschwestern haben von uns folgende "Hausübung" bekommen... Viel Freude beim Lesen und Nachdenken!
Welche Relevanz hat für euch Landwirtschaft?
Was erzählt ihr gerne über eure Herkunft und was würdet ihr gerne über eure Zukunft erzählen?
Was bedeutet für euch das Wort: Nachhaltigkeit?
Wer jetzt noch viel mehr über diese engagierte Damentruppe wissen möchte und welche Themen sie beleuchten, ist herzlich eingeladen ihre Homepage genauer zu durchstöbern... www.ackerschwestern.de
Jessi: Relevanz der Landwirtschaft kommt jetzt tatsächlich auf die Definition bzw. Perspektive drauf an. Als Mitglied einer Landwirtsfamilie hat die Landwirtschaft einen hohen Stellenwert, weil es unsere Einnahmequelle ist, aber der Stellenwert ist nicht so hoch wie der der Familie. Leider muss man viel zu oft zwischen Beruf und Familie entscheiden, wenn das Wetter z.B. nur für Sonntag gut angesagt ist und man doch Silo mähen muss etc. Umso wichtiger ist es, hier die Waage zu finden. Aus Verbrauchersicht (mit Bezug zur Landwirtschaft) ist die Landwirtschaft natürlich sehr wichtig für mich und hat eine entsprechend hohe Relevanz. Ich habe bewusst den Bezug in Klammern gesetzt, da ich davon ausgehe, dass ein Verbraucher ohne Bezug zur Landwirtschaft eine geringere Relevanz darin sieht oder sich eher weniger Gedanken dazu macht. Warum hoch? Weil die Landwirtschaft so vielseitig ist - egal ob im Hinblick auf Produktion von Rohstoffen und Nahrungsmitteln, Landschaftspflege, Kulturguterhaltung aber auch Energieproduktion uvm. Was ich gerne über meine Herkunft erzähle: Ich selbst bin auf keinem Hof groß geworden. Obwohl ich am Ortsrand eines Dorfes aufgewachsen bin und sogar Verwandtschaft mit Hof habe und nebenan eine Kuhweide war, war mir nie bewusst was genau um mich herum geschieht. Wann blüht eigentlich was, wann wird was gesät damit z.B. im Herbst geerntet werden kann.
Wie kommt das gemähte Gras auf den Ladewagen und wozu wird das überhaupt gemäht etc. Nur Raps war durch seine tolle Blüte in Kombination mit der Mai-Rad Tour im Gedächtnis präsent. Erst durch meinen jetzigen Mann habe ich die Leidenschaft und das Verständnis zur Landwirtschaft bekommen. Für die Zukunft erhoffe ich, dass ich diese Liebe zur Landwirtschaft auch meinen Kindern weitergeben kann. Dass die Landwirtschaft noch so umsetzbar ist, dass es sich mit der Familie vereinen lässt und wir unseren Kindern ein gutes Vorbild sein können. Unsere Kinder sollen nicht erleben wie wir in Bürokratie versinken und im Wirrwarr der Auflagenflut ertrinken. Sie sollen sehen, dass ein Landwirt trotz der arbeitsreichen Tage am nächsten Tag wieder gerne für seine Tiere aufsteht und vor allem, dass dies in Zukunft noch so möglich ist. Nachhaltigkeit hat bei mir verschiedene Bedeutungen, je nachdem welcher Bereich gemeint ist. Zum einen nur so viel kaufen wie ich auch verwerten oder langfristig nutzen kann. Z.B. qualitativ höherwertige Produkte die langlebig sind, weniger Kleidung, dafür von guter Qualität. Einsparung von Überfluss, "from nose to tail", das bestmögliche aus etwas herausholen (z.B. auch im Ackerbau mit entsprechender Rückführung).
Josephine: Also zu eins würde ich mich Jessi anschließen. Landwirtschaft bedeutet für mich weit mehr als Ackerbau, Tierhaltung und Waldarbeit. Landwirtschaft bedeutet für mich Dankbarkeit und Arbeit ohne Ende zu gleich. Durch sie werden Erfahrungen möglich, von denen ich glaube, dass sie anders kaum möglich sind. Landwirtschaft ist Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zugleich - in allem, was wir tun!
Zu zwei: Ich bin stolz darauf über mich sagen zu können, dass ich aus einer Landwirtschaft stamme. Allein wenn ich an meine Kindheit denke, die Freiheiten in und mit der Natur und den Tieren. Ebenso die ganzen Werte und Wertschätzungen die ich dadurch erlernen durfte. Ich würde gerne über meine Zukunft sagen, dass ich es geschafft habe meinen Kindern die gleichen Erlebnisse zu schaffen, wie es 12 Generationen vor mir auf unserem Hof auch geschafft haben.
Zu drei: Nachhaltigkeit bedeutet für mich leben und wirtschaften in Generationen. Den Baum, den ich heute pflanze, können frühestens meine Enkel nutzen.
Nachhaltigkeit bedeutet auch, die Welt so zu bewahren, dass alle jetzigen und kommenden Generationen die gleichen Möglichkeiten haben um ihre Bedürfnisse zu stillen und sich frei zu entfalten. Wir sind nur Gast auf dem Betrieb für 80, 90 oder gar 100 Jahre. Wir erhalten nur das, was viele vor uns geschaffen und erhalten haben, entwickeln es fort und machen es zukunftsfähig. Unsere Hofstellen genauso wie unsere Äcker, unsere Umwelt und Natur.
Franzi: Erste Frage: Die Landwirtschaft ist für mich die Stütze der Gesellschaft. Sie sichert unsere Leben(-sgrundlage) und gibt uns somit die Möglichkeit unsere Zeit den Künsten, der Wissenschaft, Politik, Religion… zu widmen. Die effektive und harte Arbeit der Landwirte war es auch, die den Weg geschaffen hat für Fortschritt und Bildung, Industrialisierung und die Modere. Die Landwirtschaft ist die Wurzel von allem, die ersten Innovationen kamen aus ihr und haben am Ende unsere gesamte Welt verändert. Am Anfang waren wir alle mal Ackerbauern. Nun gibt es nur noch wenige Bauern – aber sie sichern unser aller Leben. Und ihr Erfolg ist der Garant für Frieden. Hunger(-tod) und Not führen immer zu unruhigen, harten Zeiten. Volle Mägen, eine sichere Versorgung und Zeit für die eigenen Träume und Wünsche sichern den Wohlstand und den Frieden im Land. Die Landwirtschaft ist somit nicht nur systemrelevant, sondern immer noch eine der höchsten und grundlegendsten Errungenschaften der Menschheit.
Zweite Frage: Ich erzähle gerne von meiner wunderbaren Kindheit auf dem Land. Ich hatte viele Freiheiten und konnte viel lernen. Auf einem Bauernhof wird man früh eingebunden – und so kann man schon als kleiner Knirps zeigen was man kann, und da ist man (zurecht!) sehr stolz darauf.
Es war schön, dass ich so viel Zeit mit meinen Eltern und Großeltern verbringen durfte, dass ich die Kreisläufe der Natur hautnah erlebt habe und auch als Kind schon meinen eigenen Garten und Tiere in meiner Obhut hatte. Ich bin sehr dankbar für diese Zeit, für meine heile Kindheit und ich bin absolut überzeugt, dass eine Kindheit auf einem Bauernhof das Beste ist, was man seinem Kind bieten kann. Man lernt sehr viel fürs Leben, und man lernt auch wie man auch harte Zeiten bewältigt, und dass man in der Gemeinschaft alles schaffen kann. Ich würde gerne erzählen, dass die Landwirtschaft in Deutschland noch eine Perspektive hat. Ich kann mich noch genau an das Plakat in Papas Büro erinnern („als es noch Bauernhöfe gab..“ eine gute Nachtgeschichte aus dem Jahre 2025“) das Plakat hat mich schon als Kind sehr traurig gemacht. Und inzwischen weiß ich, dass es recht hatte. Es gibt nur noch sehr wenige Betriebe, das Höfesterben wird bestärkt statt begrenzt. Existenzen, Lebenswerke und die Arbeit über zahlreiche Generationen sterben. Und mit den Betrieben stirbt das Wissen, die Tradition und Kultur. Es bricht mir das Herz diesem harten Strukturwandel sehenden Auges zuzusehen. Ich hoffe, dass auch noch meine Kinder und ihre Kindeskinder Landwirtschaft betreiben können – und dabei faire Preise sowie Wertschätzung erfahren. Ich hoffe, dass der Beruf des Landwirts nicht mehr psychisch krank macht, weil die politischen, gesellschaftlichen und finanziellen Abgründe so tief sind. Ich hoffe das für die Landwirtschaft, für meine Berufskollegen und Kinder – aber auch für uns alle. Für jeden Bürger der jetzt noch durch die Landwirtschaft getragen wird.
Dritte Frage: Nachhaltigkeit. Eine schwierige Frage. Je mehr Menschen man dazu fragt, desto mehr Definitionen bekommt man. Für mich ist Nachhaltigkeit etwas, dass das „Mindset“ eines Bauern ausmacht: „Arbeiten in und für Generationen“. Ob es die Kreislaufwirtschaft in der Landwirtschaft ist, das Bewahren und Verbessern von Böden, die Selbstversorgung durch einen großen Garten der Bäuerin... Nachhaltigkeit kann viele Gesichter haben. Am Ende bedeutet für mich „nachhaltig“, das Arbeiten mit Sinn und Verstand, mit dem Ziel die Welt besser zu machen. Das Nutzen und Wiederverwerten von den Ressourcen die uns an die Hand gegeben sind. Denn am Ende gehört uns nichts, es ist alles nur geliehen auf dieser Welt. Und wir wollen unser Leihgut doch so gut wie möglich wieder weitergeben.
Lea: Welche Relevanz hat für euch Landwirtschaft?
Für mich persönlich hat sie eine wahnsinnig hohe Relevanz, da ich täglich mit dem Thema zu tun habe. Die Landwirtschaft spielt jedoch auch eine entscheidende Rolle in jedermanns täglichen Leben, da sie die Nahrungsmittelproduktion und -versorgung für die Bevölkerung sicherstellt - auch wenn das so vielen leider nicht klar ist. Sie ist auch eng mit der Umwelt, Nachhaltigkeit und dem Klimawandel (auch im positiven Sinn) verbunden. Es ist wichtig, sich über die Landwirtschaft zu informieren und sich bewusst zu machen, wie sie unser ganzes Leben beeinflusst.
Was erzählt ihr gerne über eure Herkunft und was würdet ihr gerne über eure Zukunft erzählen?
Ich schätze mich sehr glücklich mit meiner Herkunft. Seine Zukunft kann man sich erarbeiten, die Herkunft hat man nicht selbst in der Hand. Ich liebe mein Leben auf dem Land und die schöne Kindheit, die ich dadurch hatte. Das Landleben gibt mir die Möglichkeit eine eigene landwirtschaftliche Existenz aufzubauen - was in einer Stadt nur schwer schaffbar ist. Ich selbst stamme nicht aus der Landwirtschaft.
Meine Großeltern haben ihren Betrieb bereits vor vielen Jahren geschlossen. Und doch hing mein Herz von klein auf am Landleben und der Landwirtschaft. Auch wenn aller Anfang schwer ist, und es sicherlich nicht der klassische Weg einer Frau ist, habe ich mich entschlossen eine eigene Alpakazucht aufzubauen. Jeder sollte den Weg gehen, der einem Freude bereitet, und diesen mit Zuversicht und Ehrgeiz verfolgen! Und genau das würde ich gerne über die Zukunft sagen, und auch anderen mitgeben.
Was bedeutet für euch das Wort: Nachhaltigkeit?
Nachhaltigkeit heißt für mich vor allem, das verantwortungsbewusste Handeln mit unseren Ressourcen. Eine gesunde Umwelt, soziale Gerechtigkeit und die wirtschaftliche Stabilität sollten berücksichtigt werden. In landwirtschaftlicher Hinsicht ist es oft schwierig, dies alles unter einen Hut zu bekommen. Ein langfristiges Denken und Handeln sind unbedingt erforderlich, um eine stabile Zukunft für alle zu sichern!
Isa Hielscher
Isa Hielscher, Landwirtin aus dem bergischen Land (zwischen Köln und Düsseldorf) vermittelt auf ihrem Instagram-Account Wissen, gute Laune und Realität... so zu sagen: "Die tägliche Dosis Landleben." Wir sind über ihre Gedanken zum Thema Konsum gestolpert und möchten euch einladen, diese auf euch wirken zu lassen...
Ist unser eigenes Glück an Besitz gekoppelt?
Auf jeden Fall, wenn man sich die geistigen Ergüsse der Werbeversprechen anhört. Wenn du diese Kapseln schluckst, wirst du übermorgen stark wie Hercules sein. Wenn du dieses Auto kaufst, wirst du cooler als alle anderen. Wenn du diesen Lippenstift kaufst, werden sich die Typen um dich reißen.
Je mehr gekauft und konsumiert wird, desto größer scheint die innere Zufriedenheit zu werden. Hinter diesen Werbungen, die zu NOCH mehr Konsum verhelfen sollen, steckt eigentlich nur ein Ziel der Firmen: Gewinn!
Es geht dabei nicht darum, ob du dann wirklich stärker, cooler oder schöner wirst. Dieser Gewinn geht letztendlich auf Kosten derjenigen, die sich davon etwas erhoffen. Jeder einzelne. Wir alle.
Es ist der kurze Kick!
Dopamin wird ausgeschüttet und sorgt dafür, dass uns unser Unterbewusstsein bereits vor der Frage, ob das x-te Paar Schuhe denn jetzt nötig ist, vermittelt, dass wir damit ein viel besseres Lebensgefühl haben werden als vorher. Ist der Kick vorbei, brauchen wir schon den nächsten.
Eigentlich sind diese Gefühle, die durch Konsum ausgelöst werden, aber nur das Bedürfnis nach Anerkennung oder Sicherheit. Es ist ein Hamsterrad, weil man immer etwas werden möchte, was man in dem Moment nicht ist. Eigentlich besteht das Leben aber doch aus dem Jetzt, dem Dasein. Wir müssen nicht beweisen, dass wir durch grenzenlosen Konsum etwas werden, sondern im Hier und Jetzt leben.
Dann würden wir verstehen, dass nicht nur der Fabrikchef in Indien das Problem ist, der seinen Angestellten zu wenig zahlt. Genauso wenig wie der Kleinbauer in Thailand, der noch mehr Naturwald rodet und Kautschukplantagen daraus macht. Auch die Landwirte, die durch noch mehr Pestizide ihren Gewinn steigern müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben, sind nicht das Hauptproblem.
Das sind nämlich wir selbst. Jeder einzelne.
Die negativ behafteten Themen, wie Klimaerwärmung, Massentierhaltung, Pestizide oder Müllberge sind allgegenwärtig und sie scheinen weit weg, aber eigentlich sind sie sehr nah, nämlich vor der eigenen Haustür, vor der jeder einzelne anfangen muss zu kehren.
Wir können mit unserem Konsumverhalten so viel erreichen!
Mehr von Isa findet ihr auf Instagram (isa.hielscher) und wer im bergischen Land einmal unterwegs ist, sollte sich einen Besuch im Bauernhofgasthaus oder im Maislabyrinth nicht entgehen lassen!
Bauernhofgastronomie Rusticus - Hielscher Hof - Hofladen Leichlingen
Katharina vom Krametterhof
Was?? Bäuerin als Beruf?? Gibt’s das überhaupt? Verdient „frau“ da etwas?
Ich bin Katharina, die Bäuerin vom Krametterhof in Kärnten. Nein, ich bin nicht idyllisch mit Tieren am Hof aufgewachsen und habe das Wissen über die Abläufe in die Wiege gelegt bekommen. Groß geworden als typisches Gasthauskind, ohne Haustiere und Bezug zur Landwirtschaft, allerdings ausgestattet mit der Liebe zum Leben und guten Lebensmitteln, wurde ich in die Welt entlassen. Ich habe meine Flügel ausgebreitet und meine Wurzeln am Krametterhof verankert. „Auch DU bist mehr Landwirtschaft als du denkst“, diese Botschaft habe auch ich so bewusst vorher nicht wahrgenommen. Wenn „frau“ nicht selber von einem Bauernhof kommt, gibt es dazu auch wenig Einblicke und Wissen. Wer steckt dahinter? Wieviel Arbeit ist es überhaupt? Zahlt es sich aus?
Heute sehe ich das anders! Ich durfte Eintauchen in dieses uralte Wissen, diese überlieferte Tradition, diese Verwurzelung mit unserer Natur. Mein erstes Kälbchen das ich mit Stroh abgerieben habe, unsere Muttersau die ich bei der Geburt begleiten durfte, das Wunder des Lebens, dass ich hier erfahren konnte. Aber auch die Verzweiflung, wenn nicht alles nach Plan läuft. Das hat mein gesamtes DENKEN, FÜHLEN und HANDELN im Hier und Jetzt verändert – für immer. Nie war mir bewusst, was es bedeutet, wenn dunkle Gewitterwolken am Himmel aufziehen und gerade die Heuernte beginnt. Welche Ängste aufkommen, weil es um das Winterfutter für die Tiere und um die Existenz des Bauern geht. Dieser Blick, die wortlose Kommunikation, das schnelle Handeln – ALLE gemeinsam, Jung und Alt. Und dann, wenn das Heu im Stall ist, diese unendliche Zufriedenheit, das hat mich zutiefst bewegt. Auch war mir nie bewusst, dass sich der Kreis des Lebens sehr oft in den Händen des Bauern und der Bäuerin schließt. Das Lamm das du mit dem Fläschchen großgezogen hast, das als Lebewesen respektiert und geliebt wurde, „geht“ doch eines Tages durch unsere Hand, um als WERTVOLLES, GESCHÄTZTES LEBENSMITTEL bei uns und euch am Teller zu landen. Eine schmerzvolle Erfahrung, die mein gesamtes Denken über Fleisch als Lebensmittel verändert hat.
Heute lebe ich anders! Wir bewirtschaften unseren kleinen feinen Vielfaltshof auf natürliche Art und Weise, mit Selbstversorgergarten und Streuobstwiese. Gemeinsam haben wir uns ein attraktives Lebenskonzept geschaffen mit Direktvermarktung ohne Zwischenhändler. Kundenbeziehung und Kundenbindung sind uns wichtig, wir haben unsere Stalltüren geöffnet! Und für mich das Schönste, wir selber essen die besten Lebensmittel und leben und arbeiten am schönsten Ort der Welt. Ein Gefühl das sich so gut anfühlt, so unsagbar stolz macht und über viele Herausforderungen hinwegtröstet. Viel habe ich lernen dürfen, im Garten, bei den Tieren und der Weiterverarbeitung. Ich bin den Bäuerinnen dankbar, die mir Einblicke gewährt haben und mir die Möglichkeit des selber Tuns gegeben haben. Meine Arbeit besteht heute aus: Der Versorgung von Tieren, Garten, Küche, Marketing, Buchhaltung, Influencer, Krankenpflege, Haushalt, Aufzucht, Wissensvermittlung, Workshops, Dekoration, Kindererziehung, Büro,… Ich teile meine Arbeit selbstständig ein, bin achtsam mit mir und gönne mir eine Pause, wenn es zuviel wird. Pflege Freundschaften auf die ich mich verlassen kann, wenn ich einmal Hilfe brauche. Bekomme Anerkennung von meinen Kunden, werde wertgeschätzt. Kann für meine vier Kinder dasein, weil Mehrgenerationenhaushalt. Und JA, ich verdiene mein eigenes Geld, bin dabei unabhängig und unsagbar glücklich!
Heute denke ich anders! Die Vorstellung vieler Leute, dass wir wie arbeitswütige 7 Tage die Woche ununterbrochen schuften um dann nur knapp unseren Lebensunterhalt zu bestreiten, ist wahrscheinlich noch fest in den Köpfen verankert. Gerade aus diesem Grund ist es mir ein großes Anliegen jungen Menschen die Tür zu öffnen und Einblicke zu gewähren. Ich glaube die Landwirtschaft ist im Wandel, so wie alles im Moment. Wir brauchen neue Ideen, unkonventionelle Zugänge und offene authentische Kommunikation, dann kann Landwirtschaft auch im kleinstrukturierten Rahmen funktionieren und lebenswert sein. Es gibt sicher nicht die Eine Lösung für alle, aber es gibt für alle eine Lösung. Wir müssen unseren Beruf wieder attraktiver machen, der Jugend näherbringen, selber Verantwortung übernehmen. So wie viele andere Berufsgruppen momentan genauso. Für den Fortbestand des Betriebes ist oft auch die Bereitschaft zur Veränderung erforderlich, neue Wege gehen. Auch Weiterbildung und der Mut um Hilfe zu bitten sollte selbstverständlich werden, damit dieser wunderschöne und einzigartige Beruf bestehen bleibt.
Danke, eure Katharina vom Krametterhof!
Barbara Stöckl
... viele Menschen haben in den vergangen Wochen ihre Urlaubstage in Österreich verbracht. Ob am See, Kultur in der Stadt erleben oder auf den Bergen die Aussicht genießen. Urlaub in Österreich kann so vielfältig sein!
So war auch Moderatorin und Romy Preisträgerin Barbara Stöckl in Österreich unterwegs.
Eine Ode an das, was Landwirtschaft alles sein kann.
Wir freuen uns sehr, Sie als Gast bei uns begrüßen zu dürfen!
„Also, ich hab dem Bauer mit seinem Traktor zugeschaut, wie der stundenlang immer hin und her fährt, hin und her, da muss man ja engstirnig werden!“ das hör ich die Dame am Nebentisch in der Frühstückspension sagen. Muss wohl eine Städterin sein, so wie ich auch. Strahlender Sonnenschein in der Weststeiermark, klarer Herbst, die Bergspitzen bereits angezuckert, die Felder soweit bestellt, dass der Schnee auch bald herunten kommen wird und alles mit einer unendlich weichen weißen Decke überzieht. Ich spaziere auf den Berg, nur bis zum nächsten Sonnenplatz. Dort setz ich mich aufs Bankerl und diesmal bin ich es, die dem Bauer mit seinem Traktor zuschaut. Hin und her fährt er, das große Feld entlang, geduldig und konsequent, die letzte Mahd dieses Jahres. Die schwarz weiß gefleckten Kühe stehen auf der Wiese, das typisches Läuten der Kuhglocken ist hier die Musik. Mir wird klar: hier leben die Menschen, die unsere Erde „begreifen“, im wahrsten Sinne des Wortes, die die Felder bestellen, die wissen, was „Lebensmittel“ bedeutet und woher sie kommen. Hier kommt die Milch nicht aus dem Tetrapack und das Gemüse riecht unglaublich, nicht so, wie wenn es unreif tausende Kilometer zurückgelegt hat.
Nein, ich weiß gar nix, was es bedeutet heute Bauer oder Bäuerin zu sein. Mich beschäftigen natürlich Nachrichten über Proteste und Preise, Technik und Tierwohl, Klima und Kühe, Nachfolge und Nöte am Hof, Boden und Bedeutung der Bauernschaft für unser aller Leben. Da gibt es vieles zu lösen und wie so oft, sollten wir alle mehr wissen über diese Arbeit, um sinnvolle, gute Entscheidungen zu treffen. „Ohne Herkunft keine Zukunft“ leistet da einen wichtigen Beitrag!
Ich atme tief den unverkennbaren Geruch der Kühe ein und atme Dankbarkeit aus. Unsere Bauern und Bäuerinnen. Ich weiß, für ein Erntedank bin ich zu früh. Aber Danke kann man zu jeder Zeit ausdrücken, oder wie es die Menschen hier sagen würden: „Vergelt’s Gott!“
Barbara Stöckl, TV-Moderatorin, Journalistin & Ombudsfrau
Auf die Frage, welchen Podcast Barbara Stöckl euch ans Herz legen möchte, kam jener, den sie für "Bauer to the People" moderieren durfte.
Silvia Schneider
Heute möchten wir eine besondere Persönlichkeit vorstellen, die viele aus ihrer TV-Kochshow kennen. Sie kocht aber nicht nur im Fernsehen , sondern ist auch in der Mode- und Schauspielwelt zu Hause. Als Moderatorin bekannt geworden, hat sie ihre Talente auf verschiedenste Bereiche ausgedehnt und bewiesen, dass es möglich ist, mehrere Leidenschaften erfolgreich zu verfolgen.
Ihr akademisches Wissen, Ihre Liebe für gutes Essen und die schönen Dinge im Leben, machen diesen Multitalent zu einem gern gesehen Gast.
Als Moderatorin und Produzentin von "Silvia kocht" schätze ich die österreichische Landwirtschaft sehr. Die Vielfalt und Qualität der heimischen Produkte spielen eine entscheidende Rolle in unserer Sendung. Es ist beeindruckend zu sehen, mit wieviel Hingabe und Einsatz die Landwirte dazu beitragen, unsere heimische Küche so reichhaltig und schmackhaft zu gestalten.
Über meine Herkunft spreche ich gerne, denn sie hat einen großen Einfluss auf meine kulinarische Leidenschaft. Aufgewachsen in Österreich, umgeben von den beeindruckenden Landschaften und köstlichen regionalen Gerichten, entwickelte sich meine Liebe zur heimischen Küche schon früh. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass "Silvia kocht" weiterhin Menschen inspiriert, die kulinarische Vielfalt Österreichs zu entdecken und zu schätzen.
Das Wort "Nachhaltigkeit" bedeutet für mich Verantwortung. In unserer Sendung setzen wir darauf, die Ressourcen bewusst zu nutzen und lokale Produkte zu fördern. Die österreichische Landwirtschaft spielt hier eine zentrale Rolle, und es ist wichtig, ihre nachhaltige Entwicklung zu unterstützen.
Die Kunst des "selber Kochens" sehe ich als einen Schlüssel zur Gesundheit. Es ermöglicht nicht nur die Kontrolle über die Zutaten, sondern fördert auch den bewussten Umgang mit Nahrung. Kochen ist für mich eine kreative und gleichzeitig gesunde Aktivität, die positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit hat.
Andreas Feichtlbauer
Landwirtschaft und Innovationen in der Technik gehören schon immer zusammen. Seit dem Menschen sesshaft geworden sind, versuchen sie in der Bestellung ihrer Wiesen, Felder und Äcker besser, effizienter und damit auch nachhaltiger zu werden. Das Gleiche gilt auch für die Tierhaltung! Technik unterstützt die Landwirtschaft aber nicht nur um Prozesse zu vereinfachen, genauer zu arbeiten und Pflanzenschutz einzusparen, sondern moderne Hilfsmittel tragen auch zum Tierwohl und zur Nahrungsmittelsicherheit bei.
Andreas Feichtlbauer, Geschäftsführer Lely Österreich, lässt uns seine Sicht auf die Landwirtschaft und ihre Kraft sehen. Wer nach seinem Gastkommentar noch mehr zu seiner Person, seinem Werdegang und über das Melken mit Robotern - und warum Kühen das gefällt, wissen möchte, dem empfehlen wir den Podcast mit ihm bei "BauertothePeople" (B2P) https://open.spotify.com/show/5RtZ2G0PdLw8Khi0XWByjf
… welche Relevanz hat für Dich die österreichische Landwirtschaft?
Die österreichische Landwirtschaft prägt nicht nur die regionale Wirtschaft, sondern spielt auch eine wichtige Rolle in der Sicherung der Lebensmittelversorgung und im Erhalt der ländlichen Gemeinschaften.
Die österreichische Landwirtschaft ist ein wesentlicher Bestandteil der Wirtschaft des Landes. Sie trägt zur Schaffung von Arbeitsplätzen, zur Wertschöpfungskette und zur Stärkung der regionalen Wirtschaft bei.
Die Landwirtschaft in Österreich ist entscheidend für die Produktion hochwertiger Lebensmittel. Die Sicherung der Lebensmittelversorgung auf nationaler Ebene ist ein bedeutendes Anliegen, und die heimische Landwirtschaft spielt eine Schlüsselrolle dabei.
Die Landwirtschaft trägt zur Aufrechterhaltung und Entwicklung der ländlichen Gemeinschaften bei. Durch die Unterstützung landwirtschaftlicher Betriebe wird die Lebensqualität in diesen Regionen gestärkt.
Die österreichische Landwirtschaft ist ein wichtiger Akteur im Bereich Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Maßnahmen zur nachhaltigen Landbewirtschaftung und zur Erhaltung der Umwelt tragen zur langfristigen Lebensfähigkeit der Branche bei.
Die Landwirtschaft spielt eine wichtige Rolle in der kulturellen Identität Österreichs. Traditionelle landwirtschaftliche Praktiken und lokale Produkte tragen zur Vielfalt und Authentizität der österreichischen Kultur bei.
… was erzählst Du gerne über Deine Herkunft, und was würdest Du gerne über Deine Zukunft erzählen?
Meine "Herkunft" ist seit eh und je eng mit den Kreisläufen in der Landwirtschaft verbunden. Im Zuge meiner beruflichen Tätigkeit unterstreicht das Unternehmen und auch meine Position den zusätzlichen Hebel um hier weiterhin tatkräftig mitzuarbeiten.
Mit innovativer Entwicklung und dem Engagement für fortschrittliche Technologien in der Landwirtschaft schaffen wir nicht nur die Weiterentwicklung der Landwirtschaft – sondern bringen die österreichische Landwirtschaft in die Zukunft, um den österreichischen LandwirtInnen die Möglichkeit zu geben, weiterhin auf qualitativ hohem Niveau, auf ökonomischem und arbeitseffizientem Niveau arbeiten zu können und so Lebensmittel herzustellen zu können. Unser ständiger Fokus ist, mit automatisierten Lösungen für Landwirte, Effizienz und Produktivität zu steigern. Unsere Motivation liegt im Streben nach bestmöglichen Leistungen. In Entwicklung und Bau der Anlagen, in der Anwendung der Anlagen und Geräte genauso wie in Bezug auf Kundenzufriedenheit.
In Bezug auf die "Zukunft" streben wir danach, weiterhin an der Spitze der Agrartechnologie zu stehen.
Wir setzen auf fortschrittliche, umweltfreundliche Technologien, nachhaltige Landbewirtschaftung und Ressourceneffizienz, um eine nachhaltige Landwirtschaft zu fördern. Unsere Vision ist es, Landwirten weltweit Werkzeuge an die Hand zu geben, die ihre Produktivität steigern, ihre Betriebe stärken und gleichzeitig einen positiven Beitrag zur Umwelt leisten.
Lely wird auch in Zukunft an der Seite unserer Kunden stehen, indem wir nicht nur innovative Produkte liefern, sondern auch Schulungen und Support bieten, um sicherzustellen, dass unsere Lösungen optimal genutzt werden. Gemeinsam gestalten wir eine Zukunft, in der Landwirte erfolgreich und nachhaltig agieren können, und Lely bleibt ein verlässlicher Partner auf diesem Weg.
… was bedeutet für Dich das Wort Nachhaltigkeit?
Nachhaltigkeit, ist ein sehr vielschichtiges und mittlerweile inflationäres Wort geworden. Ich versuche die Vielschichtigkeit für uns etwas aufzulösen:
Umweltfreundliche Technologien: Investitionen in Technologien, die den ökologischen Fußabdruck reduzieren, reduzieren helfen, Energieeffizienz verbessern und die Nutzung erneuerbarer Ressourcen fördern.
Nachhaltige Betriebsbewirtschaftung & Ressourceneffizienz: Reduzierung oder zumindest minimale Nutzung von Chemikalien und generell Rohstoffen wie Wasser oder Energie – aber auch die zu verwendete Teile.
Kreislaufwirtschaft: Implementierung von Konzepten wie Kreislaufwirtschaft, um Abfälle zu minimieren, Ressourcen wiederzuverwenden und den wirtschaftlichen Nutzen für Landwirte zu maximieren.
Kundenzufriedenheit: Nachhaltige Lösungen sollte darauf abzielen, die Bedürfnisse und Erwartungen der Kunden zu erfüllen, indem sie gleichzeitig ökologische und ökonomische Vorteile bieten.
In Bezug auf unser Heimatland bedeutet die Ausrichtung auf eine nachhaltige Landwirtschaft die Berücksichtigung regionaler Bedürfnisse und Notwendigkeiten, die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern und die Unterstützung von Landwirten bei der Forcierung von nachhaltigen wirtschaften.
Die Anstrengungen in Richtung Nachhaltigkeit tragen nicht nur zum Umweltschutz bei, sondern stärken auch das langfristige Vertrauen und die Beziehung zu den Kunden, indem wir zeigen, dass Lely eine verantwortungsbewusste und zukunftsorientierte Unternehmensführung verfolgt.
Wohl einer der bekanntesten Forscher für Nutztierwissenschaften an der BOKU Wien, hat uns die Ehre erwiesen, einen Gastkommentar für uns zu verfassen. Fazit: Die österreichische Landwirtschaft kann viel, leistet viel und ist insgesamt auf einem guten Weg.
DI Dr. Stefan Hörtenhuber
In diesem Beitrag möchte ich ausgewählte Ergebnisse unserer Forschungsarbeiten des Instituts für Nutztierwissenschaften der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) wiedergeben. Ich möchte vorausschicken, dass ich hier besonders auf ökologische Nachhaltigkeitsaspekte (Umweltthemen) eingehe, obwohl Nachhaltigkeit im landwirtschaftlichen Kontext auch ökonomische und soziale Themen bis hin zum Tierwohl beinhaltet. Ich definiere Nachhaltigkeit gerne mit dem Konzept „Eine Gesundheit“ („One Health“). Das bedeutet, dass Nachhaltigkeit gleichzeitig die Gesundheit von Menschen (durch gesunde Lebensmittel und geringe Umweltschäden), die Gesundheit von Nutztieren und Pflanzen bzw. allgemein Organismen und die Gesundheit der Natur erreichen muss. Nachhaltigkeit muss sich auf die Gesundheit und das Wohlergehen der heutigen Generationen, und ebenso zukünftiger Generationen beziehen.
Klimarelevante und nachhaltige Ernährung - Radio FRO (dazupassender Podcast und Bildquelle)
Nicht nur beruflich, auch bezüglich meiner Herkunft hat die heimische Landwirtschaft hohe Relevanz für mich. Auf einem vielfältigen Bauernhof mit ursprünglich Milchvieh, Zucht- und Mastschweinen, Legehennen, Marktfruchtanbau sowie Grünlandbewirtschaftung im oberösterreichischen Alpenvorland in den 1980er- und 1990er-Jahren aufgewachsen, hat mich schon früh die Frage interessiert, wie wir unsere Flächen am besten bewirtschaften, wie die Landwirtschaft negative Auswirkungen minimieren und Leistungen optimieren kann. Wenn ich im Jahr 2050 auf die Vergangenheit (den Zeitraum seit 2024) zurückblicke, würde ich gerne erzählen können, dass die Landwirtschaft gemeinsam mit verantwortungsvollen Konsument:innen eine positive Entwicklung geschafft hat, hin zu einer noch klima- und umweltgerechteren, multifunktionalen Produktion. Dass dabei Tiere gut gehalten werden und – wie früher – zur Schließung von Nährstoffkreisläufen bzw. verstärkt als Verwerter von Reststoffen dienen, dass die Bäuerinnen und Bauern durch faire Preise wieder angemessen entlohnt werden und eine angesehenere Stellung in der Gesellschaft innehaben. Und dass die gesamte Gesellschaft und die Wirtschaft einen Weg eingeschlagen haben, der nicht in eine völlige Klimakrise führt. Die Landwirtschaft spielt hinsichtlich der treibhausgasbedingten Klimawirkung zwar nicht die größte Rolle, hat aber in meiner Zukunftsvision den ihr möglichen Beitrag durch beispielsweise Humusmehrung und Methanreduktion geleistet.
Auch wenn es in mancher medialen Berichterstattung und gemäß bestimmter Meinungsmacher anders erscheinen mag, haben wir in Österreich eine Landwirtschaft, die eine vergleichsweise gute und nachhaltige Entwicklung zeigt. Dies gilt besonders auch für die heimische Tierhaltung. Klar ist: Die Landwirtschaft hat noch einen weiten Weg vor sich, um bestimmte Entwicklungen, die nach heutigem Wissen nicht nachhaltig sind, wieder wettzumachen. Nachhaltigkeit ist auch kein Zustand, der irgendwann vollständig erreicht wird, es geht vielmehr um kontinuierliches Arbeiten an einer Entwicklung hin zu mehr Nachhaltigkeit. Zudem gibt es Zielkonflikte zwischen unterschiedlichen Nachhaltigkeitsaspekten, für die Kompromisse gesucht und gesellschaftlich ausgehandelt werden müssen. Die durchschnittlichen österreichischen Bilanzen, beispielsweise bei Treibhausgasemissionen von Milch, Fleisch und Eiern, bei Ammoniakemissionen, Wasserverschmutzung (Nitrat) oder Artenvielfalt, können sich im internationalen Vergleich sehen lassen. Gute Nachhaltigkeitsergebnisse in Umweltthemen bedingen allerdings teilweise höhere Produktionskosten oder geringere Erlöse. Nur wenn die mit hoher Produkt- und Prozessqualität erzeugten Waren von den Konsument:innen wertgeschätzt und zu entsprechenden Preisen gekauft werden, kann dieser Vorteil der heimischen Produktion in die Zukunft mitgenommen werden.
Eine erfolgreiche wirtschaftliche Bilanz ist ein wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit. Wenn wir uns die Kaufentscheidungen der durchschnittlichen Konsument:innen und die internationalen Handelsbilanzen von Lebensmitteln sowie den Rohstoffen für deren Produktion ansehen, müssen wir feststellen, dass anstelle unserer heimischen, vergleichsweise gesunden und hochwertigen Lebensmittel oft billigere, importierte Nahrung, mitunter in Form von industriell hochverarbeiteten Produkten, auf den Tellern landet.
EMISSIONSBILANZEN ÖSTERREICHISCHER TIERPRODUKTE
Die Treibhausgasemissionen unserer wichtigsten tierischen Lebensmittel, d. h. von Milch, Rindfleisch oder Schweinefleisch, liegen im europäischen Vergleich sehr gut und weisen um ein Viertel (25 %!) geringere Emissionen je kg Produkt als der EU-Durchschnitt auf. Für Milch und Rindfleisch konnte eine europäische Vergleichsstudie aus dem Jahr 2010 (von A. Leip und Kollegen) für Österreich sogar die besten, geringsten Werte ermitteln. In unseren Studien für die ARGE Rind oder aktuell auch für die SalzburgMilch konnten wir diese Vorreiterrolle bestätigen. Der Grund ist eine gute Produktivität bei einem vergleichsweise hohen Anteil heimischer Futtermittel, die meist direkt von den Betrieben stammen. So liegen beispielsweise die Treibhausgasemissionen von dänischer Milch um 14 % höher, besonders, weil dort weniger Futtermittel von den Betrieben stammen und ein Großteil des Futters importiert wird. Bei brasilianischem Rindfleisch zeigen zum Beispiel die Treibhausgasemissionen einen (mindestens) vierfach höheren Wert als in Österreich. Gründe dafür sind die geringe Produktivität der brasilianischen Rindermast und die Verluste an Kohlenstoff aus den Böden und aus Biomasse nach Landnutzungsänderungen und besonders nach Tropenwaldrodung.
Seit dem Höchststand landwirtschaftlicher Emissionen in Österreich um 1985 gingen diese trotz der Beibehaltung einer produktiven Erzeugung bis 2005 zurück und sind seither in etwa konstant. Die gesamten landwirtschaftlich verursachten Treibhausgasemissionen reduzierten sich in dem Zeitraum um fast 30 %, die Methanemissionen um ca. 20 %. Wie alle anderen Sektoren muss die Landwirtschaft Treibhausgase reduzieren. Wobei eine produzierende Landwirtschaft zwangsläufig mit Treibhausgasemissionen verbunden ist, die auch durch die Einspeicherung von Kohlenstoff im Boden nicht dauerhaft und vollständig kompensiert werden können. Rückläufige Methanemissionen bewirken kühlende Temperatureffekte. Solche erfreulichen Effekte hinsichtlich der Erderwärmung konnten wir in unseren Studien auch für Österreich feststellen. Für die ambitionierten und wichtigen Klimaziele der nächsten Jahre und Jahrzehnte könnte die Landwirtschaft über Humusaufbau und Methanreduktion einen bedeutenden positiven Klimaeffekt leisten. Maßnahmen dafür sind jedoch mit Aufwand, geringeren Erlösen und Kosten für die Landwirtschaft verbunden, und es bedarf eines finanziellen Ausgleichs dieser Leistungen, neben öffentlichen Geldern über faire, den Leistungen entsprechende Produktpreise.
Auch wenn der Klimawandel eines der brennendsten Themen unserer Zeit ist, sollte landwirtschaftliche Produktion nicht nur hinsichtlich Treibhausgasemissionen und Klimawirkungen beurteilt werden. Bei anderen Umweltwirkungen ist die Bilanz der Landwirtschaft deutlich wichtiger für ein Gesamtergebnis, z.B. für Luft- und Wasserqualität. Bei den versauernden Ammoniakemissionen und der Überdüngung durch (Nitrat-) Stickstoff schneiden die heimischen Betriebe sehr gut ab. So liegen im Vergleich zum Durchschnitt der dänischen sowie deutschen Milcherzeugung die Ammoniakemissionen je Hektar in Österreich um 18 % geringer, jene von Nitrat um etwa 60 % bzw. 40 %.
ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN
Grundsätzlich liefert unsere multifunktionale Landwirtschaft nicht nur negative Umweltwirkungen, sondern erbringt zahlreiche positive Leistungen. Dazu zählen produktive Ökosystemleistungen, zum Beispiel in Form von erzeugten Lebensmitteln oder daraus resultierender Wertschöpfung. Regulierende Ökosystemleistungen wie Kohlenstoffspeicherung, der Schutz unserer Artenvielfalt oder die Bereitstellung von sauberem Trinkwasser sowie kulturelle Ökosystemleistungen wie zum Beispiel das Erholungspotenzial eines Aufenthalts in unserer Kulturlandschaft und das Landschaftsbild zählen auch dazu.
Im internationalen Vergleich schneidet die heimische Tierhaltung bei der Bereitstellung von Lebensmitteln und bei Lebensmittelkonkurrenz gut ab, wie unsere BOKU-Studien zeigen. Das bedeutet, es wird vergleichsweise wenig Futter eingesetzt, das Menschen direkt als pflanzliche Lebensmittel nutzen können. Die österreichische Tierhaltung erzeugt mehr wertvolles Protein, als sie an nahrungstauglichem Protein in den Futtermitteln verbraucht, besonders, wenn die höhere Proteinqualität der tierischen Produkte (das für unseren Bedarf bessere Aminosäurenmuster) berücksichtigt wird.
Allerdings gibt es hier große Unterschiede zwischen Tierarten, Nutzungsrichtungen oder mehr bzw. weniger intensiven Produktionsweisen. An erster Stelle – weit vor den anderen – liegt dabei die Milcherzeugung, die aus einem Kilogramm nahrungstauglichem Pflanzenprotein im Durchschnitt knapp 4 Kilogramm Protein von vergleichbarer Qualität in Form von Milch und Rindfleisch liefert. Die Erzeugung von Schweine- und Geflügelfleisch sowie die intensive Stiermast schneiden jedoch in der derzeitigen Form ungünstig ab und würden bedeutend besser dastehen, wenn mehr nichtnahrungstaugliche Nebenprodukte verwertet würden. Hinsichtlich weiterer regulierender und kultureller Ökosystemleistungen seien beispielhaft die Erhaltung der Biodiversität und die Landschaftsästhetik herausgegriffen. Es ist auch hierzulande in den letzten Jahrzehnten ein großer Schwund der Artenvielfalt festzustellen, an dem die Landwirtschaft ihren Anteil hat. Eine intakte Natur ist für eine funktionierende Landwirtschaft unerlässlich, und ein Ausfall der natürlichen Regulierung von Schädlingen, Pflanzenkrankheiten oder der Bestäubung ist mit Aufwand, Kosten und Ertragsentgang verbunden. Insofern muss weiter daran gearbeitet werden, der Natur Raum zu geben. Unter anderem hat das Österreichische Programm für eine umweltgerechte Landwirtschaft (ÖPUL) schon einige Fehlentwicklungen, die in anderen Ländern stärker sichtbar sind, abgemildert bzw. Fortschritte erreicht. Und im internationalen Vergleich steht die österreichische Landwirtschaft hinsichtlich Biodiversität nicht schlecht da. Allerdings ist die Situation zu kritisch, um sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Nicht zuletzt leidet die Biodiversität zunehmend unter den Folgen des Klimawandels. Unsere schöne Landschaft und damit verbundene Freizeitmöglichkeiten werden international hoch geschätzt, wie auch der heimische Tourismus wiederspiegelt. Zusätzlich bietet unsere Landschaft Naherholungspotenzial für die heimische Bevölkerung. Dies gilt ganz besonders für die alpine, Dauergrünland-dominierte Kulturlandschaft. Wir müssen diese artenreiche Kulturlandschaft gemeinsam in die Zukunft retten!
SCHLUSSFOLGERUNGEN
Unsere Landwirtschaft erzeugt nicht nur Umweltwirkungen, die in Österreich vergleichsweise gering sind, sondern liefert auch zahlreiche positive Leistungen. Es braucht eine ganzheitlichere Betrachtung der Landwirtschaft. Eine höhere Anerkennung der multifunktionalen Beiträge der Landwirtschaft durch die Gesellschaft bzw. Konsument:innen mit entsprechender Entlohnung wäre für die wirtschaftliche Nachhaltigkeit wichtig. Insgesamt zeigt sich die Landwirtschaft in Österreich auf einem guten Weg, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, aber weitere Anstrengungen und die Unterstützung der Gesellschaft sind erforderlich, um eine wirklich nachhaltige und zukunftsfähige Landwirtschaft zu gewährleisten.
Kristijana Lastro
Ich gebe zu, ich war überrascht. Und erfreut. Ich wurde eingeladen, aus meiner Sicht – und zwar der einer Konsumentin - einen Gastkommentar zur Landwirtschaft zu schreiben. Bei meinen Recherchen auf der Website von „Ohne Herkunft keine Zukunft“ stolperte ich über den Satz „Du bist mehr Landwirtschaft als du denkst“. Könnte darin ein Körnchen Wahrheit stecken?
Ja, und zwar ein großes Korn Wahrheit sogar! Meine Geschichte ist der von vielen Städterinnen und Städtern ähnlich: Am Bauernhof war ich maximal als Kind in den Ferien und spätestens in der Pubertät interessierte mich das gar nicht mehr. Als junge Erwachsene hatte ich wahrlich andere Themen als Landwirtschaft und Lebensmittel und gab mein Geld lieber für Gewand und Kosmetik aus. Erst mit der Gründung einer Familie kam auch der Wert von hochwertig produzierten Lebensmitteln ins Spiel. Ein Interesse, das beim Zusammenstellen des Einkaufzettels begann und beim Ausgang aus dem Lebensmittelgeschäft wieder endete. Denn jederzeit ausreichend Lebensmittel in Supermärkten vorzufinden war für mich, wie für die meisten von uns, eine Selbstverständlichkeit. Dass das breit gefächerte Angebot an Produkten zu einem großen Teil den heimischen Bäuerinnen und Bauern sowie Produzentinnen und Produzenten zu verdanken war, darauf verschwendete ich nicht allzu viele Gedanken. Und trotzdem dachte ich, ich sei eine gut informierte und kritische Konsumentin.
Wie weit ich davon entfernt war, offenbarte sich mir, als ich meine Position als Unternehmenssprecherin bei der AMA-Marketing, die für das AMA-Gütesiegel verantwortlich ist, antrat. Meine Lernkurve innerhalb der ersten Monate über Themen der Landwirtschaft war enorm. Da wurde mir erstmals wirklich bewusst, wie bedeutend Lebensmittel sind, was hinter der täglichen Arbeit steckt und dass der Wert von Lebensmitteln nicht nur an Inhaltsstoffen, Geschmack oder gar dem Preis gemessen werden kann. Mein geschärftes Bewusstsein dafür, wie weit entfernt viele Menschen vom Thema Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion sind, ist ein wichtiger Gradmesser für meine Arbeit. Denn wirklich Wertschätzung kann ich nur entwickeln, wenn ich weiß, was hinter einer Sache steckt. Und den Wert von Lebensmitteln, die vor unserer Haustür mit viel Sorgfalt und Liebe und täglichem persönlichen Einsatz produziert werden, kann ich nur dann richtig anerkennen, wenn ich mit dieser Welt in irgendeiner Art und Weise in Berührung komme. Diese Berührungspunkte zu schaffen – über Filme, Zeitungsberichte, Social Media, Veranstaltungen und Diskussionsrunden – das haben sich meine Kolleginnen und Kollegen von der AMA-Marketing und ich zur Aufgabe gemacht.
Wir versuchen Jung und Alt zu vermitteln, dass man als Konsumentin und Konsument eine ziemlich mächtige Position hat, was die Landwirtschaft anlangt. Denn mit dem Griff ins Regal wird auch ein konkreter Produktionsauftrag gegeben – der entweder auf heimische Produkte abzielt, oder eben auch nicht. Deswegen startete im September 2023 auch eine produktübergreifende Kampagne mit dem Claim „Das hat einen Wert“. Mit dieser Kampagne wollen wir die Leistungen der heimischen Landwirtschaft nicht nur für die Lebensmittelproduktion, sondern auch für unsere Natur- und Kulturlandschaft greifbarer machen und das Verständnis wecken, dass Landwirtinnen und Landwirte und Produzentinnen und Produzenten von ihrer Arbeit leben können müssen.
Wir werden nicht müde zu erklären, zu diskutieren und letztlich hoffentlich zu überzeugen, welchen wertvollen Schatz wir mit unserer regionalen, kleinstrukturierten Landwirtschaft haben und wie wichtig es ist, diese mit seinem Konsumverhalten auch entsprechend zu unterstützen. Das, was unsere heimische Landwirtschaft leistet, hat einen Wert – und wir alle sind in gewisser Weise ein Teil von ihr – mehr als wir glauben!
Kristijana Lastro, AMA-Marketing
Gedanken zur Landwirtschaft von Harry Prünster...
Kommentar eines betroffenen Österreich-Liebhabers
Österreich hat’s mir angetan. Wen wundert’s? Die besondere Empathie vieler Österreicher, die so oft zitierte Herzlichkeit, die unterschiedliche Mentalität der Einwohner, die verschiedenen, amüsanten Dialekte… und der Fleiß vieler begeistern mich. Es ist nicht die Schönheit einer Landschaft, die einen fasziniert, sondern es sind immer die besonderen Menschen, die eine Region einzigartig erscheinen lassen. Erst wenn man sich wohlfühlt, hat man auch ein Auge für die Natur, die man dann in Ruhe auf sich wirken lässt.
Wem verdanken wir eigentlich diese gepflegte Kulturlandschaft, die nicht nur unsere Täler, sondern auch sämtliche Hochregionen bzw. Almen auszeichnet? Richtig, es sind die Landwirte, die unsere Landschaft so penibel pflegen, dass jeder Urlauber gerne und immer wieder nach Österreich kommt. Bäuerinnen und Bauern sorgen aber nicht nur für gepflegte Kulturlandschaften, häufig vergisst man, dass sie auch innovative Lebensmittelproduzenten sind. Sie erhalten zwar Förderungen, die leider immer wieder in Frage gestellt und kritisiert werden, garantieren aber damit leistbare Preise für den Endverbraucher. Ohne diese Stützungen des Staates wären zahlreiche landwirtschaftliche Produkte empfindlich teurer, das muss man sich immer vor Augen halten, wenn man glaubt, Kritik üben zu müssen. Viele zitieren so gerne den „Feinkostladen Österreich“, wenn jedoch weiterhin viele Bauern den Mut verlieren und ihren Hof zusperren, dann ist’s schlecht bestellt um unseren Feinkostladen. Wir werden auf regionale Köstlichkeiten, die häufig Marke einer Region sind, verzichten müssen und weniger Schmackhaftes und Gesundes vom Ausland zukaufen. Österreich wird aber auch ein wertvolles, ja einzigartiges Stück seiner Identität abgeben.
Schade ist, dass die Landwirtschaft durch immer mehr Vorschriften und schikanöse Auflagen unattraktiv wird. Viehzüchter verlieren die Lust an ihrer Arbeit, da sie immer mehr Wettbewerbsnachteile gegenüber unseren Nachbarn hinnehmen müssen. Wir sind überreglementiert und nehmen so zahlreichen Unternehmern die Motivation. Jede dieser Vorschriften ist auch mit mehr oder weniger Kosten verbunden, und so mancher kleine Betrieb kann einfach nicht mehr wirtschaftlich geführt werden.
Aber was kann man tun, um vielleicht noch zu retten, was zu retten ist. Ich unterstütze den heimischen Bauern, wo es nur geht. So kaufe ich zB Obst, Gemüse, Brot und Fleisch gerne am Bauernmarkt. Das Holz für den Kachelofen im Winter liefert mir einer der Bauern aus meiner Heimatgemeinde. Den Speck besorge ich mir von einer Bauernfamilie, die auch herrlichen Bergkäse produziert, und den Christbaum hole ich bei einem Bauern der Nachbargemeinde. Vieles ließe sich noch aufzählen, womit ich Bäuerinnen und Bauern unterstütze.
Doch eines sei noch besonders erwähnt, weil es den Winter und unser aller Sicherheit betrifft. Solange unsere Landwirte Almen mähen bzw. von ihren Tieren abgrasen lassen, bleibt die Grasnarbe gesund. Wird dies vernachlässigt, wachsen die Grashalme in die Länge und bieten dem Schnee wenig Halt. Die Unterlage wird zur Rutschbahn! Mit anderen Worten: die Lawinengefahr erhöht sich. Im schlimmsten Fall frieren die Grashalme in die Schneedecke ein, und wenn diese abrutscht, reißt sie die Wurzeln der Grashalme aus und zerstört die Grasnarbe. In weiterer Folge führt das im Sommer zu Murenabgängen, wie wir sie in den vergangenen Jahren öfters erlebt haben. Bäuerinnen und Bauern verhindern durch ihre Arbeit auch die eine oder andere Naturkatastrophe.
Es gäbe noch viele Gründe, die ich anführen könnte, um die Notwendigkeit einer gesunden, heimischen Landwirtschaft zu unterstreichen, abschließend möchte ich jedoch festhalten, dass wir alle gefordert sind, wirksam zu helfen. Nützen wir die Chance, Regionalität zu stärken, indem wir den „Ab-Hof-Verkauf“ nützen und schauen wir bewusst auf die Herkunft der Lebensmittel. Mit heimischen Lebensmitteln leben wir nicht nur gesund, wir vermeiden auch lange Transportwege.
Mein Motto lautet schon lange:
In unser‘m Land vertrau‘n die Schlauer‘n immer auf die Bauern!
Bodenschutz: Kommentar von Dr. Kurt Weinberger
Für ein besseres Miteinander und eine gute Reichweite ist es auch wichtig, Stimmen von außen wahrzunehmen. So haben wir uns überlegt Menschen, von denen wir glauben, dass sie eine interessante Botschaft transportieren, die ein besonderes Verhältnis zur Landwirtschaft haben oder vielleicht ein tolles Projekt gestartet haben, zu Wort kommen zu lassen. Fragen von Herkunft bis Zukunft werden uns dieses Jahr also vermehrt begleiten.
Wir freuen uns ganz besonders, dass Dr. Kurt Weinberger von der österreichischen Hagelversicherung seine Gedanken zum Thema Boden mit uns teilt. Ein durchaus emotionaler Vortrag von ihm, bei der Veranstaltung des "Club of Rome" am 12.12.2023 in Wien mit dem Titel “Die Zukunft unserer Ernährung: Endloskrise oder Transformationsrevolution?” haben wir zum Anlass genommen, um ihn um seine Gedanken zum Thema Boden zu bitten.
Klimawandel und Bodenverbrauch erfordern ein neues Wirtschaftsdenken!
Zunehmende Naturkatastrophen durch den Klimawandel und der rasant fortschreitende Bodenverbrauch sind die größten Herausforderungen für die österreichische (Land-)Wirtschaft. So verursachten Unwetterextreme in den vergangenen zehn Jahren allein in der heimischen Landwirtschaft einen Gesamtschaden von knapp zwei Milliarden Euro, mehr als die Hälfte davon bedingt durch die Trockenheit. Das Fatale: Wir müssen in Zukunft vermehrt mit extremer Trockenheit rechnen. Das zeigt uns auch die Zahl der Hitzetage, also der Tage mit mindestens 30 Grad Celsius. Gab es in den 80/90er Jahren noch zwischen drei und zwölf Hitzetage, zählen wir mittlerweile das Dreifache solcher Tage. Werden die Klimaziele von Paris nicht eingehalten, müssen wir im Jahr 2100 mit 60 bis 80 Hitzetagen pro Jahr rechnen. Der kostenintensive Klimawandel lässt also die Temperaturen ansteigen und macht somit den Sommer zu einer Jahreszeit der Gefahren für den standortgebundenen Agrarsektor. Generell werden auch andere Wetterextreme wie Hagel, Sturm, Überschwemmungen etc. zunehmen!
Neben der Erderwärmung sind wir in Österreich auch zusätzlich mit der Zerstörung unseres Naturraumes konfrontiert: So werden Agrarflächen durch Verbauung grob fahrlässig für immer aus der Produktion genommen und damit zerstört. Österreich ist hier Europameister – allerdings im negativen Sinn: 11,3 Hektar (umgerechnet 16 Fußballfelder) Äcker und Wiesen werden pro Tag für den Bau von Straßen, Supermärkten, etc. aus der Produktion genommen. Die Konsequenz: Überschwemmungsschäden in Folge von Starkniederschlägen nehmen weiter zu, da durch die Verbauung wertvoller Wasserspeicher verloren geht.
Jeder, der isst, ist Teil der Landwirtschaft
Angesichts ausbleibender Niederschläge und steigender Temperaturen, aber auch durch die Verbauung unserer Äcker und Wiesen, ist zudem die Selbstversorgung Österreichs mit heimischen Lebensmitteln zukünftig massiv gefährdet. Wir sind jetzt schon sehr verletzbar. So liegt der Selbstversorgungsgrad bei Getreide nur mehr bei 94%, bei Erdäpfel bei 80 %, bei Obst und Gemüse bei rund 50 % und bei Futtermittelsoja bei 34 %. Nahrung ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Es ist nicht selbstverständlich, Lebensmittel überall und sofort zu bekommen. Ernährungssicherheit kann man nicht importieren! Das zeigte schon die Coronakrise, wo es vielerorts leere Regale gab. Der Boden ist die Grundlage für die Lebensmittelproduktion. Die Landwirtschaft sichert durch die Produktion von Lebensmitteln unser Überleben. Eines muss klar sein: Jeder, der isst, ist Teil der Landwirtschaft. Von Beton können wir nicht abbeißen und ein Land mit immer weniger Böden ist wie ein Mensch mit immer weniger Haut. Nicht überlebensfähig!
Umdenken notwendig
Um den Klimawandel und den Bodenverbrauch in den Griff zu bekommen, brauchen wir neben einem umfassenden Maßnahmenbündel auch ein volkswirtschaftliches Umdenken. Wir müssen begreifen: Nicht die Natur braucht uns, sondern wir brauchen die Natur. Wir dürfen daher den Wohlstand einer Gesellschaft nicht allein an einer einzigen Kennzahl, dem Bruttoinlandsprodukt, bemessen. Wirtschaft muss neu gedacht werden! Wir müssen in die jährliche volkswirtschaftliche Gesamtrechnung auch die Kennzahl „Naturkapital“ aufnehmen. Wie viel Boden haben wir durch Verbauung für immer zerstört? Alleine in den letzten 25 Jahren wurden in Österreich 150.000 ha Agrarflächen verbaut, das entspricht der Größe der gesamten Agrarfläche des Burgenlands. Welche Menge an schädlichen Treibhausgasen haben wir emittiert? Beim Verkehr haben die Treibhausgas-Emissionen seit 1990 um 56,5 % zugenommen, während sie in der Landwirtschaft um 16,3 % abgenommen haben. Die Landwirtschaft hat also ihre Hausaufgaben gemacht.
Es geht bei der Klimakrise und bei der Zerstörung unseres Naturraumes durch Verbauung nicht nur um die Landwirtschaft. Es geht um die Existenz von uns allen, vor allem aber um die zukünftigen Generationen! Denn beim Boden handelt es sich um eine kritische Infrastruktur. Boden kann man nicht importieren. Daher müssen wir jedenfalls die Chance ergreifen und Wirtschaft neu denken. Unsere Kinder und Kindeskinder werden es uns danken!
Dr. Kurt Weinberger
Vorstandsvorsitzender Österreichische Hagelversicherung
mehr dazu.... Bodenverbrauch | Österreichische Hagelversicherung
Fünf Fragen an Thomas Koch
Was denkst Du über die österreichische Landwirtschaft?
Thomas Koch: Die größte Stärke der österreichischen Landwirtschaft sind die kleinstrukturierten Einheiten. Da stehen Familien dahinter, Personen, die sich voll und ganz mit dem eigenen Betrieb identifizieren und selbst täglich anpacken. Solche Akteure braucht es, damit wir eine Einheit bilden können aus Konsumenten, Landwirtschaft, Gastronomie und Tourismus. Es sind auch diese bestehenden Strukturen, die wir nutzen sollten – es ist schon alles vorhanden, aber wir müssen die Brücken zwischen den Menschen bauen, damit sie auch lebendig werden. Dafür braucht es Sichtbarkeit. Damit meine ich, dass wir die landwirtschaftlichen Betriebe vor den Vorhang holen, ihnen ein Gesicht geben. Viele Konsumenten kennen die Bauern in ihrer Umgebung gar nicht mehr. Da muss man gar nicht groß denken – da sollte jeder in seiner Gemeinde damit anfangen. Bei uns in Moosburg wollen wir damit bereits loslegen. Da stellen wir in der Gemeindezeitung immer einen Hof und die Familie vor – nicht nur die Direktvermarkter, schließlich ist jeder Hof wichtig. Ohne Landwirtschaft gibt es nichts. Wir erzeugen die LEBENSmittel, die Mittel zum Leben, die unsere Gesellschaft am Leben halten. Das kann man nicht oft genug betonen – denn vielen scheint das immer noch nicht bewusst zu sein.
Welche Relevanz hat für Dich die österreichische Landwirtschaft?
Global gesehen ist die österreichische Landwirtschaft – und das muss ich knallhart sagen – unbedeutend. Für Österreich bedeutet sie alles: Denn eine Gesellschaft ohne Landwirtschaft ist arm dran. Ich lebe nach dem Motto: Wir können nicht die ganze Welt ernähren, aber wenn jeder seinen Nachbar ernährt, dann ist die ganze Welt satt.
Was erzählst Du gerne über Deine Herkunft?
Wir sind nur ein kleiner Hof, aber es gibt den Betrieb schon Jahrhunderte. Das war so und soll auch so bleiben. Ich bin stolz auf unseren Hofnamen: vulgo Witternig. Das bedeutet so viel wie: Der im Wind steht. Das passt ganz gut zu unserer Philosophie: Wir lassen uns nicht verbiegen und produzieren ehrliche Produkte vom Schaf – Lammfleisch, Wolle, Felle, die wir auch in unserem BauernHof-Laden verkaufen. Heute haben wir eine rund 800-köpfige Schafherde. Die habe ich zusammen mit meiner Familie aufgebaut, nachdem ich meinen Beruf als Intensivpfleger im Krankenhaus krankheitsbedingt aufgeben musste. Die Schafe haben mich gerettet und mir einen neuen Sinn im Leben gegeben. Dass daraus einmal eine Einladung zu einem Gastkommentar wird oder wir gar ein Buch schreiben, das konnte niemand ahnen, aber ich bin sehr dankbar dafür.
Was würdest Du gerne über Deine Zukunft erzählen?
Zukunft ist ein abstrakter Begriff, den ich weit weniger schätze als das JETZT. Ich lebe heute, und nur heute kann ich die Welt verändern zu einer, in der die Landwirtschaft wieder den Stellenwert hat, der ihr zusteht. Ich wünsche mir in jedem Bundesland ein Schafkompetenzzentrum. Schafe sind so vielseitige Tiere, die uns Milch, Wolle und Fleisch geben und nebenbei noch zur Erhaltung der Artenvielfalt beitragen. Sie sind sogar mit modernen Energiekonzepten wie den Photovoltaikanlagen kombinierbar. Dabei ist es jedoch entscheidend, diese Anlagen dort aufzubauen, wo Schafe bereits weiden – nicht auf den Ackerflächen, sondern den extensiven Standorten. Das würde die Produktivität der Landwirtschaft insgesamt steigern. Dazu möchte ich heute schon meinen Beitrag leisten.
Was bedeutet für Dich das Wort Nachhaltigkeit?
Nachhaltigkeit leben wir auf unserem Hof, indem wir den Großteil der Futtermittel selbst erzeugen, was wir zukaufen müssen, das kaufen wir in der unmittelbaren Umgebung, bei Nachbarn und Bekannten. So halten wir die Wertschöpfung in der Region und die Region am Leben. Nachhaltigkeit bedeutet für uns auch, dass wir unsere Tiere nach dem Prinzip „From nose to tail“, also von der Nase bis zum Schwanz, so gut wie möglich verwerten. Tiere sind zu wertvoll, um nur die Edelteile davon zu nutzen. Wolle, die nicht zum Verspinnen geeignet ist, wird zu Schafwolldünger gepresst, der im Garten wahre Wunder vollbringen kann. Selbstverständlich ist für uns auch, dass wir in unseren Abläufen versuchen, Müll so gut wie möglich zu vermeiden. Dieses Zero-Waste-Prinzip geben wir auch an unsere Kunden weiter. Viele kommen schon mit eigenen Behältern zu uns in den Hofladen. Das mögen vielleicht nur kleine Bausteine sein, aber wenn das viele so machen, dann wird Nachhaltigkeit zum flächendeckenden Phänomen. Jeder ist gefragt, selbst nachzudenken, sein Umfeld zu gestalten und zum Vorbild zu werden.
Wer jetzt noch mehr wissen möchte, das Buch „Alles vom Schaf“ unbedingt zu Hause braucht oder einfach nur Gusto auf regionale Schafprodukte bekommen hat, schaut am Besten hier rein:
https://landwirt-media.com/alles-vom-schaf-mit-thomas-koch/
https://www.agrarjournalisten.at/buch-fuer-praktiker-alles-vom-schaf/